Organisation der Interkalibrierung
Die Interkalibrierung wird von den Mitgliedstaaten der EU unter Förderung durch die Europäische Kommission realisiert. Als Teil der durch die Europäischen Wasserdirektoren beschlossenen Strategie zur Umsetzung der WRRL ("CIS - Common Implementation Strategy") fällt die Interkalibrierung in den Bereich der internationalen Arbeitsgruppe ECOSTAT. Zur wissenschaftlichen Durchführung der Interkalibrierung wurde das European Centre for Ecological Water Quality and Intercalibration (EEWAI) des Joint Research Centre (JRC) eingerichtet, das die Arbeit der nationalen Experten koordiniert.
Die Interkalibrierung wird für Flüsse, Seen, Übergangs- und Küstengewässer durchgeführt, jedoch nur für ausgewählte Gewässertypen (Interkalibrierungstypen, siehe auch unten), Formen von Gewässerbelastungen und Biokomponenten (CIS WG 2.A, 2004). Die Interkalibrierung wird in so genannten Geographischen Interkalibrierungs-Gruppen (GIGs) vorgenommen - größere Gebiete, zu denen jeweils mehrere Mitgliedsstaaten mit ähnlichen Gewässertypen gehören (siehe Abbildungen 1 und 2).
Abbildung 1: Geographische Interkalibrierungsgruppen der
Fliessgewässer und Seen
Abbildung 2: Geographische Interkalibrierungsgruppen der
Küsten- und Übergangsgewässer
Gewässertypen für die Interkalibrierung
Gewässer von vergleichbarer Größe, Höhenlage, Morphologie und Physiko-Chemie in derselben Region zeichnen sich durch ähnliche aquatische Lebensgemeinschaften aus. Dies ermöglicht die Gruppierung von individuellen Gewässern zu Gewässertypen. Der Referenzzustand, welcher Bezugspunkt für die biologische Bewertung ist, wird durch die biologischen, chemischen und hydromorphologischen Eigenschaften eines Gewässertyps beschrieben.
Die Interkalibrierungstypen umfassen Gewässer mit vergleichbaren Merkmalen, die in verschiedenen Ländern vorkommen (z.B. kleine Sandbäche des Tieflands; flache, mesohaline Küstengewässer der Ostsee). Ihre Ausweisung stützt sich auf die Beschreibung ausgewählter Parameter wie Ökoregion, Größe, Höhenlage, Geologie oder Salinität.
Generell decken die Interkalibrierungstypen nur einen Teil der nationalen Gewässertypologie ab (siehe Tabelle 1). Mitunter beschreibt ein Interkalibrierungstyp mehrere nationale Typen.
Die Interkalibrierung der biologischen Bewertungsmethoden erfolgt jeweils zwischen den Ländern einer Geographischen Interkalibrierungs-Gruppe, für die ein gemeinsamer Interkalibrierungstyp ausgewiesen ist.
Tabelle 1: Für die Interkalibrierung relevante
Gewässertypen Deutschlands
GIG - Geographische Interkalibrierungs-Gruppe, ALP -
Alpen, CB - Mitteleuropa+Baltikum, LR - Große Flüsse,
NEA - Nord-Ost Atlantik, BAL -
Ostsee
Gewässerkategorie | GIG | Interkalibrierungstyp | nationaler Gewässertyp |
---|---|---|---|
Fließgewässer | ALP | Karbonatische Voralpenbäche und -flüsse | Typ 2 - Fließgewässer des Alpenvorlandes Typ 3 - Fließgewässer der Jungmoräne des Alpenvorlandes |
CB | Silikatische Sandbäche des Tieflandes | Typ 14 - Sandgeprägte Tieflandbäche | |
CB | Silikatische Mittelgebirgsbäche | Typ 5 - Grobmaterialreiche, silikatische
Mittelgebirgsbäche Typ 5.1 - Feinmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche |
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CB | Kleine Flüsse des Tieflandes | Typ 15 - Sand- und lehmgeprägte Tieflandflüsse | |
LR | Große Flüsse | Typ 4 - Große Flüsse der Alpen/Voralpen |
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Seen | ALP | Große, tiefe, karbona-tische Seen des Vor-alpenlandes (Tiefland und Bergland) | Typ AK(s) - Karbonatische Seen der Alpen und des Alpenvorlandes (inkl. extrem steiler Stellen) |
ALP | Große, flache, karbona-tische Seen im Alpen-vorland (Bergland) | Typ AK(s) - Karbonatische Seen der Alpen und des Alpenvorlandes (inkl. extrem steiler Stellen) | |
CB | Flache, karbonatische Tieflandseen | Typ M3 - Stabil geschichtete, karbonatische Tieflandseen | |
CB | Sehr flache, karbonatische Tieflandseen | Typ M4 - Polymiktische, karbonatische Tieflandseen | |
CB | Flache, karbonatische Tieflandseen | Typ 10 - Kalkreiche, geschichtete Tieflandseen mit
relativ großem Einzugsgebiet Typ 13 - Kalkreiche, geschichtete Tieflandseen mit relativ kleinem Einzugsgebiet |
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CB | Sehr flache, karbonatische Tieflandseen | Typ 11 - Kalkreiche, ungeschichtete Tieflandseen mit relativ großem Einzugsgebiet und einer Verweilzeit von 3-30 d | |
Übergangsgewässer | NEA | Übergangsgewässer | Typ T1 - Ästuare (Ems, Weser, Elbe) |
Küstengewässer | BAL | Flaches, geschütztes, polyhalines Küstengewässer | Typ B3 - Mesohalines, äusseres Küstengewässer |
NEA | Flaches, exponiertes oder geschütztes, euhalines Küstengewässer | Typ N1 - Euhalines offenes Küstengewässer Typ N2 - Euhalines Wattenmeer |
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NEA | Exponiertes oder mäßig exponiertes, polyhalines Küstengewässer (Wattenmeer) | Typ N3 - Polyhalines offenes Küstengewässer Typ N4 - Polyhalines Wattenmeer |
Interkalibrierungsnetz
Die WRRL schreibt die Erstellung eines Interkalibrierungsnetzes vor. Pro Interkalibrierungstyp sind von den Mitgliedsstaaten mindestens je zwei Stellen zu benennen, die nach nationaler Bewertungsmethode die obere (sehr gut - gut) bzw. untere (gut - mäßig) Grenze des guten ökologischen Zustands darstellen. Diese Interkalibrierungs-Messstellen (Abbildung 3) sind in einem Verzeichnis zusammengefasst, das durch die Europäischen Kommission veröffentlicht ist (Europäische Kommission, 2005).
Obwohl die WRRL die Verwendung dieser Stellen für die Umsetzung der Interkalibrierung vorsieht, ist das Register von begrenztem Nutzen bei der konkreten Umsetzung der Interkalibrierung. Zum einen greift der Interkalibrierungsprozess auf statistische Verfahren zurück, deren Anwendung eine große Zahl von Messstellen voraussetzt, die möglichst das gesamte Spektrum der ökologischen Qualität eines Gewässertyps abdecken. Zum anderen wurde das Verzeichnis schon 2003 entworfen, zu einer Zeit also, in der viele Mitgliedsstaaten weder WRRL-konforme Bewertungsmethoden noch genügend Daten zur Beurteilung des ökologischen Zustands hatten.
Abbildung 3: Deutsche Stellen des Interkalibrierungsnetzes
(2005)